Null Grad, teilweise Schnee. Das war im April 2006, als das »Spezialisten-Treffen« zum ersten Mal im Sauerländer Hof in Willigen bei Walter Saure stattfand. Diesmal hatten wir es besser, viel besser. Mein Cockpit meldete zweistellige Temperaturen, wenn auch im unteren Bereich, und es war sonnig und trocken.
Dafür konnte Walter natürlich nichts, wohl aber für die hervorragende Organisation und das ganze Drumherum. Und dies wiederum funktioniert nur mit einem gut eingespielten Team im Hintergrund – allen voran seine Frau Angelika und Sohn Walter. Der Junior fährt zwar auch begeistert Motorrad, steht aber ebenso gern in der Küche. Dass er sein Handwerk bestens beherrscht, bewies er an den drei Abenden, an denen er jeweils ein mehrgängiges Menü zauberte: raffiniert, abwechslungsreich und einfach nur köstlich.
So hatte der Senior den Rücken frei, um mit seinen Hotelierskollegen Motorrad zu fahren. Die Abfahrt zur ersten Runde verzögerte sich jedoch: Wolfgangs neue Pan America machte keinen Mucks, obwohl sie gerade die Erstinspektion hinter sich hatte. Gut, dass es im Sauerländer Hof Mietmotorräder gibt. Fast alle waren mit ihren Maschinen angereist, per Achse, per Transporter oder mit Hänger, ein bunter Mix aus verschiedensten Typen und einigen Exoten. So kam Christian mit einer AMF-Harley aus den frühen Siebzigerjahren mit Handschaltung. Da hatte er auf den kurvigen Strecken ganz schön was zu tun. Und auch Rudolf bewegte eine Rarität, eine Honda CB 400 Hondamatic von 1981 mit Automatikgetriebe und 27 PS.
Am ersten Tag ging’s zunächst zur nahen Diemelquelle und dann auf reizvollen Insiderstrecken zur Skihütte Schanze. Hier stießen die Schwarzwälder Kollegen und TF-Wirt Uli hinzu, die den Abend zuvor bei ihm im Partnerhaus »Recke« in Balve verbracht hatten. Da es zwar sonnig, aber doch recht kühl war, wurde es ein längerer Aufenthalt. Von innen und außen gut aufgewärmt, fuhren wir gemeinsam zur nächsten Hütte, nämlich auf das Gelände hinterm Sauerländer Hof. Wie in der Hotelbar mit dem Honda-Sechszylinder wird das Bier aus einem Motorblock gezapft – hier aus einem Harley-V2. Nach und nach trafen die letzten Gäste ein und wir genossen den offiziellen Start des Treffens bei einem Fässchen Bier.
Zwischenzeitlich waren wir eine große Gruppe mit 34 Motorrädern. Unterstützt von Reinhard, dem »wilden Zimmermann« aus Hallenberg als Tourguide, ging es am nächsten Tag zum Skywalk bei der Mühlenkopfschanze. Nachdem sich die meisten über die mit 665 Metern längste Hängebrücke Deutschlands gewagt und hundert Meter in die Tiefe geblickt hatten, standen einsame Nebenstrecken auf der To-do-Liste. Hier ist Walter voll in seinem Element; so hatte er die besten »Schleichwege« ausgesucht und uns zu Schnitzel und Hirschgulasch in die »Bruchmühle« in Neudorf und zum Kaffee in die »Almer Schlossmühle« geführt.
Am Abend zeigte uns Norton-Paule alte ADAC-Kurzfilme aus den Anfängen der Gelben Engel und Ehrengast Winni Scheibe gab einige Anekdoten aus seiner jahrzehntelangen Erfahrung als Motorradjournalist zum Besten. Zum Abschluss erfreuten wir uns noch an einem ganz besonderen Nachtisch, einem original Willinger Christinenstollen aus der nahen Schiefergrube. Ja, schon bald ist Weihnachten … Viel zu schnell ging auch die Zeit vorbei auf dieser hochkarätigen Veranstaltung, die wir alle in bester Erinnerung behalten werden. Darauf einen »Zündfunken«.